Freitag, 3. März 2017

Netzlos

Pläne ändern sich, und wegen einer solchen (sehr spontanen) Planänderung sitze ich jetzt im Bus zurück nach Auckland, anstatt noch bis Ende März in Hastings zu bleiben. Von Auckland geht es dann weiter an einen Ort, an den ich nicht erwartet hatte, so schnell zu kommen. 
Aber das ist jetzt nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass ich irgendwie - ich weiß nicht wie - in den letzten Wochen, die ich in Hastings festhing, fast vergessen habe, in was für einem atemberaubenden Land ich mich befinde. Es wurde mir erst eben wieder klar, als das Netz weg war und ich aus dem Fenster des Busses sah - und dahinter diese unglaubliche Landschaft. Diese seltsam kantigen Grashügel, die mich irgendwie an eine Mondlandschaft erinnern, bewaldete Täler mit Bäumen, die verdammt nochmal vielleicht hunderte Jahre älter sind als ich, Sandsteinklippen, an deren Fuß ungezähmte Flüsse sprudeln. All diese einzigartigen Orte, die innerhalb eines Wimpernschlages an mir vorbeiziehen und die ich wohl nie wieder zu Gesicht bekommen werde.
Ich bin mir bewusst, dass ich, wie die meisten Menschen meiner Generation, viel zu sehr auf mein Handy fixiert bin, auf soziale Medien, auf dieses ständige Erreichbar-Sein. Und das wird sich auch nicht allzu bald ändern - das hier ist der Beweis. Klar hat das alles seine Vorteile. Es ist heutzutage so viel leichter, eine Reise wie diese zu bestreiten, mit all den wunderbaren Leuten in Kontakt zu bleiben, die man trifft, selbst wenn sie am anderen Ende der Welt leben. Ich kann nicht bestreiten, dass gerade ich davon ungemein profitiere. Und ich sage auch nicht, dass wir alle sofort unsere Telefone wegschmeißen sollen. Und natürlich werde ich auch nicht aufhören, meine Erlebnisse mit anderen Menschen zu teilen.
Alles, was ich sagen will, ist, dass es schonmal nicht schlecht ist, wenn das Netz mal wegbleibt. Weil uns das Zeit gibt, uns unsere Umgebung anzusehen, wirklich anzusehen und nicht nur flüchtig streifen. Weil wir in einer unglaublich wunderschönen, wilden und einzigartigen Welt leben. Und das zeigt sich überall. Sei es nun ein in Wolken getauchter Berggipfel oder einfach eine Blume zwischen Pflastersteinen - wenn man nur von Zeit zu Zeit genau genug hinsieht, kann man überall Wunder entdecken. Nicht nur in einem so seltsamen und Wunder-vollen Land wie Aotearoa. Aber vielleicht hat es das hier gebraucht, diesen Ausblick, der mich gleichzeitig unendlich glücklich und unendlich traurig macht, um mir klarzumachen, wie groß und großartig unsere Erde ist. Und das wir sie genießen sollten, so lange wie noch können. Und sie nicht ständig durch eine Kameralinse sehen sollten.
Manche Momente gehören nur uns. Und wenn wir versuchen, sie dennoch zu teilen, verpassen wir vielleicht etwas, das wir nie wieder sehen oder erleben werden. Das ist es nicht wert - denn wer will, der kann diese Erfahrungen für sich selbst machen. Egal, wo.

Dienstag, 14. Februar 2017

Status Quo

Hastings, New Zealand - 14. Feburar 2017

Zuerst einmal: Es tut mir sehr leid, dass ich die letzten Wochen so unproduktiv war. Ich will ehrlich sein: Manchmal fehlte die Zeit, öfter die Motivation. But here I go again!
Natürlich habe ich in den letzten 1 1/2 Monaten auch so einiges erlebt und ein paar sehr wundervolle Menschen kennengelernt, und davon werde ich euch auch noch innerhalb der nächsten Zeit erzählen. Doch für's erste nur ein kleiner Bericht zum aktuellen Status Quo.

Der da wäre:
- ich befinde mich in    Hastings (Hawke's Bay, Ostküste der Nordinsel)
- ich lebe in    einem shared house, also im Klartext im Haus von einem Typen der Betten an Backpacker vermietet, mit Küche, unlimitiertem Wlan und kostenloser Waschmaschine, und das alles für nur 90$ die Woche, was echt nicht viel ist (die meisten Hostels nehmen mindestens 130). Außerdem leben hier einige sehr nette Menschen (unter anderem neuerdings Nadja und Amelie, die ich in Auckland kennengelernt habe!)
- ich besitze    ein supertolles Fahrrad! Da ich bis Ende März hier bleiben werde und keine Lust habe, ständig zu Fuß zu gehen (und man mit eigenem Transport auch einfacher an Jobs kommt, selbst wenn dieser Transport nur ein Fahrrad ist). Es ist so gut wie neu, läuft wie geschmiert, hat 18 Gänge und nur 120$ gekostet, was echt okay ist
- ich habe, und jetzt kommt's,    nicht nur einen, sondern gleich ZWEI Jobs! Zwar erst seit heute und ich werde mich höchstwahrscheinlich in den nächsten Tagen für einen davon entscheiden, aber allein das Gefühl ist gerade das beste überhaupt! Vor allem nachdem ich fast zwei Wochen nur in Hastings herumgehangen habe, was echt kein guter Ort zum herumhängen ist

So sieht's aus. Eine Kombination aus all diesen Dingen plus ein paar sehr guten Freunden führt dazu, dass es mir im Moment extrem gut geht und ich das erste Mal seit zwei Wochen wieder aufatmen kann. Supergeil.

What else?

Sorry noch einmal. Ich wurde von zig Leuten mehr oder weniger dazu gedrängt, endlich einmal wieder etwas zu schreiben, und das hier ist zwar kein besonders langer Post, aber immerhin ein Anfang. Wie gesagt, der Rest sollte nach und nach folgen. Freut euch auf: Berichte von meinen ersten Surfversuchen, von heißen Bächen und White Water Rafting, von einem Trip nach Mittelerde und einer Reise in der Love Shack, vom ersten Sonnenaufgang der Welt, von einer ordentlichen Portion Maori-Kultur, von ein paar verrückten Schwedinnen und spontanen Planänderungen. Und hofft, dass ihr nicht allzu lange darauf warten müsst!

In diesem Sinne: Gute Nacht! (oder guten Morgen, für den Großteil meiner Leser)

Das ist derzeit mein ganzer Stolz: Clyde. (Ja, ich habe dem Fahrrad tatsächlich einen Namen gegeben. Und ja, allen Ernstes Clyde. Na ja, zumindest halben Ernstes.)

Samstag, 31. Dezember 2016

Silvester

Raglan, New Zealand - Sa. 31. Dezember '16


Schrieb ich gestern, dass ich einen kleinen Sonnenbrand hätte? Heute und gestern konnte ich mich kaum bewegen, weil mein ganzer Rücken und die Rückseite meiner Unterschenkel gebrannt haben wie Hölle. Heißt, sogar sitzen ist extrem schmerzhaft, vom Bewegen will ich gar nicht erst anfangen.
Aber ich bin ja selbst schuld, alle haben immer gesagt, wie stark die Neuseeländische Sonne ist. Das schweineteure Zeug, das ich mir in der Apotheke in Raglan gekauft habe, hilft immerhin ein bisschen.

Heute ging es also weiter nach Raglan. Das liegt an der Westküste der Nordinsel, also an der anderen Seite der Insel, von Hahei aus gesehen. Trotzdem sind wir bereits Mittags da, weil ein paar Leute eine Surfstunde gebucht haben - ich nicht, ich beginne ja übermorgen meinen viertägigen Surf&Stay Kurs genau hier.
Die Backpackerlodge, in der wir sind, liegt interessanterweise im Krater eines Vulkans - inaktiv, natürlich.
Ich beschließe, den Schmerz einfach zu ignorieren, und gehe mit ein paar anderen zum Strand. Das heißt, eigentlich wollten wir zum Strand, aber letztendlich ist uns der Weg zu weit bei der Hitze, deshalb legen wir uns an einem Aussichtspunkt oberhalb der Klippen ins Gras - vielleicht etwas seltsam für die vorbeikommenden Leute, aber who cares?
Abends Fish&Chips an einem seeehr schönen Platz oberhalb des Camps, von wo wir den letzten, sehr schönen Sonnenuntergang von 2016 beobachten können.

Ich kann es selbst kaum glauben, dass das neue Jahr für mich schon in zweieinhalb Stunden beginnt. Irgendwie unwirklich.
Aber whatever - ich wünsche euch allen einen guten Rutsch, auch wenn der bei euch erst zwölf Stunden später ist!
Feiert gut - ich werd's sicher!

Freitag, 30. Dezember 2016

Hahei & Cathedral Cove

Hahei, Coromandel, New Zealand - Fr. 30. Dezember '16

Zum Glück nur eine Nacht in Auckland verbracht - morgens um halb acht geht es gestern wieder aus der Stadt raus, diesmal nach Süden, in Richtung der Halbinsel Coromandel. Die Fahrt dauert etwa drei Stunden, plus fast zweistündigem Einkaufsstopp in Thames. Hahei ist ein kleines Küstenstädchen an der Pazifikküste mit einem sehr netten Strand, zwei Minuten von der Backpacker-Lodge entfernt (die das Hahei Resort extra für Stray gebaut hat - super schön).
Nachmittags machen wir nicht viel, gehen zum Strand, abends haben wir ein nettes Gruppen-Barbeque. Der Fahrer, Skins (Seagull hat nicht übertrieben, als er sagte, dass viele der Stray-Fahrer verrückte Spitznamen haben), und die anderen Leute im Bus sind ziemlich cool - ich bin wirklich froh, dass ich mit dieser Truppe Silvester verbringen werde (dann in Raglan).

Heute morgen dann stehen ein paar von uns schon um halb fünf auf, natürlich aus einem ganz bestimmten Grund. Die Sunrise-Cathedral-Cove-Kayak-Tour. Die genauso geil wird, wie sie klingt.

Als wir vom Strand aus lospaddeln, sieht man gerade den ersten Schimmer des Sonnenaufgangs. Der Pazifik ist ziemlich ruhig, das Wetter fantastisch, sonst würden wir diese Tour auch nicht machen. Wir fahren in Zweier-Kajaks, ich teile mir meines mit einer netten Engländerin namens Alex, die ich schon auf dem Weg von Whangarei nach Paihia getroffen habe, wo sie jedoch einen Tag vor mir abgereist ist - so trifft man sich wieder.
Cathedral Cove dürfte einigen aus dem zweiten der Narnia-Filme bekannt sein - die Stelle, an der die Kinder von einem Londoner U-Bahnhof nach Narnia wechseln - die Höhle, in dem sie landen, das ist die Cathedral Cove. 

Ich bereue keinen Moment, so früh aufgewacht zu sein. Nicht nur, dass wir beinahe die einzigen an einem der berühmtesten Touristenmagnete Neuseelands sind, wann erlebt man außerdem auch noch einen so wunderschönen Sonnenaufgang bei so schöner Kulisse? Außerdem gibt es Kaffee am Strand.

Ganz abgesehen davon macht mir das kajaken ziemlich Spaß, ist sicher nicht das letzte Mal, das ich das hier mache.

Nach diesem gelungenen Start in den Tag nutzen wir das herrliche Wetter und verbringen ein paar Stunden am Strand (ich gehe das erste Mal ins Wasser) - ich bekomme auch nur einen ganz kleinen Sonnenbrand.


Mittwoch, 28. Dezember 2016

Hole in the Rock

Paihia, Northland, New Zealand - Mi. 28. Dezember '16

Heute ist mein letzter Tag in Northland, aber da der Bus nach Auckland erst Mittags um 2 abfährt, nutze ich den Vormittag für eine Bootstour durch die Bay of Islands mit Hauptziel Hole in the Rock, einem der berühmtesten Felsen NZs.
Die Bay of Islands, in der ich vorgestern angekommen bin, hat ihren Namen aus einem recht offensichtlichen Grund: Ganze 144 Inseln gibt es hier. Auch wenn nicht alle von denen offiziell als Inseln gelten, das tun sie erst, wenn es Vegetation auf ihnen gibt. Tatsächliche Inseln gibt es hier daher "nur" 88.
Die Bay of Islands erinnert mich ein wenig an den Hauraki Gulf vor Aucklands Ostküste, nur offensichtlich ohne die große Stadt daneben. Aber sie hat ähnlich türkisblaues Wasser und wimmelt nur so von kleineren und größeren Segel- und Motorbooten, dazu Kayaks, Angler, ein paar Touristenkutter wie der, den auch ich gegen 9 Uhr betrete. Dazu ein Hubschrauber, der alle paar Minuten neben dem Fähranleger landet und wieder startet. Ein Schnellboot cruist fast den ganzen Tag zwischen Russell und Paihia herum, hinter sich her zieht es eine Art Fallschirm, an dem eine zweisitzige Bank hängt - muss wohl ziemlich Spaß machen, sich die Bay von da oben anzusehen.

Aber auch von unten ist sie ganz ansehnlich, zumal wieder einmal strahlender Sonnenschein herrscht. Das Wetter scheint hier bislang echt auf meiner Seite zu sein, denn bei schlechterem, stürmischerem Wetter kommt man laut Skipper nicht an das Hole in the Rock heran, geschweige denn hindurch.
Hole in the Rock ist genau das, nach dem es sich anhört: Ein Loch in einem Felsen, genauer gesagt im Motukokako, der vor der Spitze der Cape Brett Peninsula liegt (bzw Rakaumangamanga).

An einem Tag wie diesem ein beliebter Ausflugsort, nicht nur für Touricruiser wie unserem, sondern vor allem auch für Angler und Taucher.
Das Wetter ist, wie gesagt, gut genug, dass das Schiff sogar durch das Loch hindurchfahren kann, obwohl es recht groß ist. Ein schöner Hall herrscht hier drin.

Wir befinden uns genau genommen auch auf einer Delfintour, doch heute bekommen wir leider keine der Meeressäuger zu sehen. Nur ein Sonnenfisch lässt sich neben dem Boot blicken. Da ich ja sowieso schonmal auf einer Delfintour war, macht mir das nicht allzu viel aus.

Nach einem Bogen um Cape Brett mit Blick auf den Leuchtturm geht es am Ostrand der Bay langsam zurück in Richtung Paihia. Vorher wird aber noch ein dreiviertelstündiger Halt auf Urupukapuka eingelegt, der größten Insel der Bay. Mit einem schönen Strand, aber weil Strand ja langweilig ist, klettere ich lieber auf einen nahen Hügel, von dem aus man eine schöne Sicht über die kleine Otehei Bay, wo das Schiff liegt, und den Rest der Bay of Islands hat. 

Ich komme außerdem an einem weiteren schönen Pahutakaua vorbei - was das betrifft, habe ich mir unbewusst genau die richtige Jahreszeit ausgesucht, um Northland zu besuchen, denn ich habe die roten Blüten während meiner Zeit hier zu lieben gelernt.

Dann geht es auch schon zurück nach Paihia, mit Zwischenstop in Russell. Und um 2 fährt schon der Stray Bus nach Auckland ab - mit Fahrer Musli (also wie Müsli auf Englisch; geschrieben nach hören), mit dem ich auch schon von Whangarei nach Paihia gefahren bin.

Über der Stadt hängen die Wolken schließlich tief - irgendwie symbolisch, wo doch das Wetter in Northland fast die ganze Zeit super war. Zum Glück verbringe ich hier nur eine Nacht.

Zum Beweis, dass ich mir diese Namen nicht ausgedacht habe. Witzigerweise gab es diese Karten neben Englisch noch in drei anderen Sprachen: Japanisch, Mandarin und... klar, Deutsch.

Cape Reinga Tour

Paihia, New Zealand - Di 27. Dezember '16

Heute geht es endlich zum Cape Reinga, NZs nördlichstem Punkt. Die Tour ist in meinem Stray-Everywhere-Pass mit inbegriffen, auch wenn sie von einem anderen Tourismusunternehmen durchgeführt wird - die Stray-Busse wären dafür nicht geeignet. Warum? Werdet ihr sehen.
Zu der Tour gehört noch weit mehr als nur das Kap. Insgesamt sieben Stops legen wir ein.
Los geht es um viertel nach sieben direkt vor dem Base Hostel, wo ich die zwei Nächte in Paihia verbringe. Unser Fahrer ist Dice (auch hier wieder keine Ahnung, wie man den Namen richtig schreibt) und wir fahren mit dem Awesome-Bus - denn, wie er sagt: Er ist awesome, wir sind awesome, die Tour ist awesome. Nein, im Ernst, in der Frontscheibe steht ein Schild, auf dem "Awesome" geschrieben steht. Daran sollen wir uns orientieren, damit wir in den richtigen Bus steigen, denn es sind heute noch drei oder vier andere Busse von Fullers Great Sights unterwegs, die alle ganz genauso wie unser Bus aussehen. Der im übrigen nicht einmal ein richtiger Bus ist, sondern ein umgebauter schwedischer Truck, damit er Offroad-Tauglich ist. Das muss er nämlich sein für unsere Tour.

Stop 1: Puketi Forest
Durch Kerikeri, den nächsten Ort ("keri keri" heißt "graben graben", weil die Maori es scheinbar amüsant fanden, wie die europäischen Goldsucher wie die Verrückten gebuddelt haben) und vorbei an ein paar Orten mit ähnlich komischen Namen (Waipapa - Wet Land/Nasses Land) geht es etwa eine Stunde, bevor wir unser erstes Ziel erreichen: Das Manginangina Scenic Reserve mit dem Puteki Forest - ein weiterer Kauriwald. Nicht so wahnsinnig spannend für mich, da es ja nicht mein erster ist, aber ganz cool. Von diesen Bäumen ist aber keiner älter als 500 - die sind im Vergleich zu den richtig alten Exemplaren also noch ziemlich "jung".


Über die für Neuseeland typischen, kurvigen Gravel Roads (Schotterstraßen) geht es weiter. Durch Kaeo, den ersten Ort, an dem Maoris und europäische Siedler zusammen lebten (wenn das auch nicht lange gut ging - aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollten sich die Maori von den christlichen Missionaren nicht sagen lassen, was sie zu tun und zu lassen haben); vorbei an Whangaroa (Langer Hafen), Waituruki (Ende des Flusses) und Cable Bay, wo das erste Übersee-Telefonkabel zwischen Australien und Neuseeland begann.

Stop 2: Taipa
Taipa heißt "First Touch", also "Erste Berührung". Dice bezeichnet es als "Most historic place" von Neuseeland, denn hier gingen die ersten Maori, angeführt von Kupe, an Land, und damit offiziell die ersten Menschen in der Geschichte des Landes.
(Offiziell, weil Sally Kidd mir eine sehr interessante Geschichte über Norweger und Chinesen erzählt hat, die wohl noch früher hier waren, doch dafür müsste ich jetzt zu weit ausholen.)
In Taipa legen wir unseren "Morning Tea Stop" ein, wobei das für mich eher ein (dringend notwendiger) Kaffee-Stop ist.
Wir fahren durch Kalifornien - natürlich nicht das echte, sondern Kareponia, was die Maori-Aussprache von California ist. Nach dem verheerenden Erdbeben in San Francisco kamen viele Amerikaner her, um Kauriholz für den Wiederaufbau zu beschaffen; manche blieben.
Awanui, das heißt "Großer Fluss", liegt an einem vielleicht drei Meter breiten Flüsschen - groß jedoch war seine Bedeutung, da es einen Zugang zum Pazifik besaß.

Stop 3: Sandboarding
Gegen 11:15 erreichen wir die Giant Te Paki Sand Dunes, wo wir zum spaßigsten Teil des Trips kommen. Der Bus verlässt plötzlich die Straße und folgt einem flachen Bachbett - hier stellt er seine Offroad-Tauglichkeit erstmals und eindeutig zur Schau.
Im Vorfeld erzählt Dice uns die ein oder andere Horrorstory über Brüche mit hervorstehenden Knochen, epileptische Anfälle und was-weiß-ich. Ich habe so das Gefühl, dass er ein wenig übertreibt.
Wichtig sind beim Sandboarding eigentlich nur zwei Regeln: Nicht das Board loslassen und am Fuß der Düne schnell aus dem Weg gehen. Dann sollte einem (eigentlich) nichts passieren.


Sandboarding ist recht simpel und super lustig: Man klettert eine dieser Dünen hinauf, die wie zufällig in die Landschaft gesetzt scheinen, legt sich auf eine Art Surfboard (diese viel zu kurze, leichte Art, die man auch an europäischen Stränden überall bekommt) und rutscht darauf die Düne herunter, durch den Te Paki Stream, der an keiner Stelle tiefer als zehn Zentimeter ist.
Super spaßig, aber es ist verdammt anstrengend, die Düne mit ihrem unter den Füßen wegrutschendem Sand hochzuklettern. Deshalb mache ich es auch nur dreimal, anstatt 100x, wie ich gerne würde. Damit nehme ich die Anstrengung aber immer noch öfter als die meisten anderen auf mich, die nur einmal oder manche sogar gar nicht rutschen - für mich völlig unverständlich. Klar, man wird etwas schmutzig, aber das macht die ganze Sache nur noch lustiger - und den Bus ganz schön sandig.

Am Ende lobt Dice uns dafür, was für ein super Team wir sind, denn es gab keine Verletzten und keine Todesfälle.
Ich glaube übrigens, ohne angeben zu wollen, dass ich von allen am weitesten gerutscht bin und damit gewonnen habe, aber da das niemand überprüft, kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Ist mir auch egal - es war einfach super cool.
Viel zu schnell geht es schon weiter - zur Hauptattraktion der Tour.

Stop 4: Cape Reinga
Gegen fünf nach zwölf passieren wir das laut Dice nördlichste Haus Neuseelands. Die einzigen Spuren menschlicher Zivilisation sind jetzt noch die Straße, die sich zwischen den Hügeln hindurchschlängelt, und vereinzelte Kühe und Schafe. Der Farmbetrieb soll hier aber komplett eingestellt werden, damit das Land sich regenerieren kann. Eine Viertelstunde geht es durch diese verlassene Landschaft, bevor wir das Kap erreichen.
Reinga heißt Himmel, und zwar nicht der sichtbare Himmel (das wäre sky), sondern der spirituelle (also heaven). Die Kiwis sprechen es "Ri-änga" aus, auch wenn es richtig "Rainga" sein müsste (wie in Rhein). Für die Maori ist dies der heiligste Ort in ganz Neuseeland, weshalb es auch verboten ist, hier zu essen oder zu trinken. Denn über den Te Ara Wairua (Spiritual pathway) wandern hierher die Seelen der Verstorbenen um am Te Rerenga Wairua (Where the spirits depart), wo der Leuchtturm steht, die Reise zur spirituellen Heimat der Polynesier, der Vorfahren der Maori, anzutreten. Zumindest die guten Seelen tuen das - die schlechten fallen ins Meer. Scheint so eine Karma-Sache zu sein.
Runter zum berühmten Leuchtturm zu laufen, dem Subjekt so vieler Postkarten, dauert noch einmal etwa eine Viertelstunde. Mir sind hier allerdings zu viele Touristen unterwegs - obwohl ich ja selbst zu ihnen gehöre. Trotzdem. Es ist irgendwie paradox, dass über diesen so heiligen Boden täglich mehrere tausend Leute trampeln.
Ein weitaus spannenderer Anblick ist die Stelle, an der die Tasman Sea zur linken und der Pazifik zur rechten aufeinander treffen - man kann diese Stelle tatsächlich sehen, bedingt durch verschiedene Wasserfärbungen und Strömungen.

Und weil das Wetter heute wieder fantastisch ist, kann man sogar die Three Kings Islands sehen, die Neuseelands Entdecker Abel Tasman nach den Heiligen drei Königen benannt hat, aus dem einfachen Grund, dass er sie am 6. Januar entdeckt hat. (Interessanter Fakt: Der holländische Seefahrer hat Neuseeland nie betreten, der erste Europäer, der das getan hat, war der Engländer James Cook.)


Wir bleiben nur eine Stunde am Kap, was aber genug ist - wie gesagt, zu viele Leute.

Stop 5: Ninety Mile Beach
Das nächste Highlight der Tour ist der 90 Mile Beach an der Westküste. Wir erreichen ihn durch abgeholzte Nadelwälder, in denen wir kurz sogar Wildpferde zu Gesicht bekommen - natürlich keine "Ureinwohner" der Insel, sondern Abkömmlinge europäischer Tiere.
Der 90 Mile Beach ist - wow, ein Strand. Aber gleichzeitig auch ein Highway mit einem Tempolimit von 100 km/h. Er ist gewissermaßen der älteste Highway der Welt, denn es gab ihn vermutlich schon vor der Erfindung des Rades. Außerdem die erste internationale Landebahn Neuseelands, da hier die erste Maschine von Australien aus landete. Ein sehr einzigartiger Strand also. Es gibt wohl nicht viele Highways, auf denen man gleichzeitig auch nach Muscheln buddeln, spazieren gehen und Sandburgen bauen kann. (Schwimmen ist allerdings, wie an den meisten Orten der Westküste, zu gefährlich.)
Wir halten für ein paar Minuten, um uns den Strand anzusehen und, wenn wir wollen, Dice bei der Suche nach Shellfish zu helfen, die man im flachen Wasser ausbuddeln kann. Er sammelt hier oft welche, um sie ein paar alten Leuten mitzubringen - was ein Samariter.

Der Strand erinnert mich vom Aussehen wegen seiner Länge und der Dünen ein wenig an die holländische Nordseeküste.
Er ist übrigens keine 90 Meilen lang, sondern nur etwa 60 (das sind circa 100 km). Hier an der Küste war früher mal alles Kauriwald. Die Europäer schlugen die Bäume und ließen sie von Ochsen den Strand hinaufziehen. Ein Ochse läuft 30 Meilen am Tag, bei drei notwenigen Tagen ergibt das logischerweise 90 Meilen Weglänge. Blöd nur, wenn man bei der Rechnung den sandigen Untergrund außer Acht lässt, auf dem es sich wesentlich langsamer läuft.

Dann geht es weiter, unser umgebauter schwedischer Awesome-Truck brettert den ungewöhnlichen Highway entlang zu unserem nächsten Ziel.

Stop 6: Ancient Kauri Kingdom
Klingt ziemlich beeindruckend, ist aber letztendlich nur ein überteuerter Souveniershop in Waimanoni mitsamt überteuertem Café. Wir halten hier auch eigentlich nur, damit Dice schnell umsonst den Bus sauber machen kann. Andere Busse halten hier laut Dice länger, doch er hält noch etwas besseres für uns bereit.

Stop 7: Mangonui Fish Shop & Takeaway
Ein Imbiss, der sich selbst als "World Famous Fish and Chips Shop" bezeichnet und angeblich im Lonely Planet erwähnt wird, auch wenn ich ihn dort nicht finden kann.
Der Fisch ist aber sehr frisch und schmeckt ganz gut und man kann auf der überdachten Terasse mit Blick auf die Marina essen.
Weil wir 50 Leute im Bus sind, können wir glücklicherweise bei Dice Fish&Chips vorbestellen, um uns und den Mitarbeitern des Shops eine Menge Stress zu ersparen. Fünf Uhr ist fürs Abendessen zwar eigentlich zu früh, aber hungrig bin ich trotzdem, also kann ich damit leben.
Und das ist dann auch schon der letzte Stop auf der Cape Reinga Tour. Mein persönliches Highlight war definitiv das Sandboarding.

Special Stop: Haruru Falls & Mangrove Walk
Gegen sechs erreichen wir wieder Paihia. Dice ist so nett und legt für das "Special Girl" einen kurzen Stop bei den Haruru Falls ein - das Special Girl bin natürlich ich. Ich wollte mir die Falls nämlich gerne noch ansehen, und da ich morgen keine Zeit mehr dazu habe, ist jetzt die perfekte Zeitpunkt, zumal der Bus ohnehin quasi daran vorbei fährt.

Von den Falls selbst bin ich ehrlich gesagt enttäuscht - im Vergleich zu den Karekare oder Whangarei Falls ist das hier nicht mehr als eine kleine Stromschnelle. Doch der Weg am Waitangi River entlang ist die Mühe wert. 5 Kilometer durch Busch und durch einen schönen Mangrovenwald, teilweise über eine lange Holzbrücke, die mich zwischen den Mangroven hindurchführt.

Auch wenn ich den ganzen Tag in Jandals rumgelaufen bin (habe seit gestern endlich vernünftige!), war es also letztendlich gut, dass ich meine Boots auch dabei hatte. Nach dem langen Tag im vollgestopften Bus tut diese Stunde Bewegung, fast ohne auf andere Menschen zu treffen, nämlich sehr gut.
Entsprechend müde bin ich aber auch, als ich abends das Hostel erreiche. Da aber zufällig irgendjemand den ersten Herr-der-Ringe Teil in der Fernsehecke angemacht hat, sehe ich mir den natürlich noch an - immerhin bin ich hier in Neuseeland!

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Übrigens, wenn ihr irgendetwas nicht versteht, wenn irh Fragen zu etwas habt oder einfach findet, dass das, was ich so schreibe, keine Bohne interessiert, dann seid ihr gerne eingeladen, mich das durch Kommentare wissen zu lassen. Ich bin für Anregungen und Kritik immer offen. (Na gut, meistens.)
Wenn ich keine Kommentare bekomme, dann gehe ich einfach mal davon aus, dass kein Schwein diese langen Posts bis zum Ende durchließt ;) ;D

Alrightey, das war's von mir. Ich hatte diesen Post übrigens gestern im Bus schon fast fertig, aber dann hat Blogger beschlossen, dass es ihn nicht mehr öffnen will... deshalb durfte ich nochmal von vorne anfangen. Yippie.


Unser Awesome-Bus

Montag, 26. Dezember 2016

Merry Christmas

Russel, New Zealand - 26. Dezember '16, Ortszeit 16:00

Ich weiß, ich habe lange nichts geschrieben - ich werd es so bald wie möglich nachholen.
Für den Moment möchte ich euch allen einfach nur Frohe Weihnachten wünschen!
Ich sitze hier gerade auf einem Hügel über Russell (einem Ort in der Bay of Islands, gegenüber von Paihia) und genieße das wunderbare Wetter und die geile Aussicht. Weihnachten im Sommer - nach wie vor eine sehr abstrakte Vorstellung für mich als Europäer. So wirkliches Weihnachts-Feeling kommt da nicht so recht auf, aber das macht nichts - es ist einfach super schön hier. Und es war interessant zu sehen, wie die Leute hier Weihnachten verbringen - dazu später mehr.

In diesem Sinne - Merry Christmas! (oder für die Nicht-Trinker unter euch: Happy Christmas, da gibt es nämlich einen Unterschied)